Edith Wimmer Livres


Die Autorin untersucht das literarische Motiv der Hadesfahrt und die Darstellung des Höllischen in der modernen englischen und amerikanischen Erzählkunst. Sie analysiert die Wirkung eines Motivkomplexes auf Einzelwerke und definiert die ursprüngliche Motivstruktur sowie ihre Varianten, basierend auf klassischen Epen wie Homers „Odyssee“, Vergils „Aeneis“, Ovids „Metamorphosen“ und Dantes „Inferno“. Durch kontrastiv-vergleichende Interpretationen werden ausgewählte Abenteuer- und Reiseerzählungen betrachtet. Die Ausführungen zeigen das konstante Erscheinen des tradierten Motivs im modernen Abenteuerroman, dessen Wandlung und Säkularisierung sowie die Herauslösung aus dem religiös-mytischen Kontext, während die Struktur erhalten bleibt. Es erfolgt eine Aufhebung des epischen Diesseits-Jenseitsgegensatzes und eine Neukonstituierung von Gegenwelten innerhalb der diesseitigen Realität. Die Vorstellung der Unterwelt löst sich von einem spezifischen Ort, und die Bilder von Hölle und Hadesfahrt werden zur Metapher für den Verlust von Identität und Dasein in einer fremd gewordenen Welt. In modernen Erzählungen wird die Hölle als Zustand in der Welt und Psyche erkennbar. Die Vertikalität des Infernos wird aufgehoben, sodass die Erde selbst zum Strafort wird und eine Annäherung von Lebens- und Todessphäre erfolgt. Der Gang in die Hölle wird für die Protagonisten zum Realitätsverlust, und die Hadesfahrt wird zur Metapher für den Übergang