Zwischen Theater und Film existieren vielfältige Wechselwirkungen, die zunehmend ins Interesse der Forschung rücken. Neu zu entdecken sind Filme mit deutlichem Bezug zum Surrealismus von Artaud/Dulac, Buñuel/Dalí, Clair, Cocteau und Léger, aber auch Theater- und Filmkombinationen von Bataille, Goll, Picasso, Vitrac und klassische Theaterfilmer wie Renoir, Ophüls und Pagnol. Nicht zuletzt zeigen diese wie auch Sartre in einer Mischung aus surrealistischen und existentialistischen Darstellungsweisen satirisch die Theatralität der Gesellschaft auf.
Michael Lommel Ordre des livres






- 2004
- 2003
Jean Renoir, einer der einflussreichsten Regisseure der Filmgeschichte, verbindet Theater und Film auf einzigartige Weise. Sein Werk begleitet bedeutende Medienumbrüche: den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm in den späten 20er Jahren und den Aufstieg des Fernsehens in den 60er Jahren. Seine „Theater/Filme“ erforschen die Wechselbeziehungen zwischen Bühne und Leinwand und übertragen Traditionen des europäischen Schauspiels – vom Barock- bis zum Boulevardtheater – in filmische Darstellungsformen, die als Meta-Theater fungieren. Die Leinwand wird zum Theatervorhang, hinter dem das filmische Geschehen stattfindet. Renoir verwischt die Grenzen zwischen hoher Filmkunst und Unterhaltung, indem er populäre Amüsementsformen wie Revue, Music Hall und Slapstick integriert und neue Spielformen entwickelt, in denen Kategorien wie Sein und Schein, Realismus und Surrealismus austauschbar erscheinen. Der Band verknüpft exemplarische Filmanalysen mit intermedialen Fragestellungen und bietet Bausteine einer kombinierten Theater- und Filmgeschichte. Die Beiträge beleuchten Renoirs Zeit-Bilder, in denen imaginäre und gesellschaftliche Rollenspiele, kulturelle Inszenierungsformen sowie historische Entwicklungen miteinander verwoben sind.