Petra Bonavita Livres






Die Bildhauerin und das Kind
Die wunderbare Rettung eines kleinen jüdischen Mädchens durch Hedwig Wittekind
- 183pages
- 7 heures de lecture
Nie aufgeflogen
Gotthold Fengler : Ein Gestapo-Beamter als Informant einer Widerstandszelle im Frankfurter Polizeipräsidium
Gotthold Fengler (1898-1947) war ein Frankfurter Gestapo-Beamter, der den Widerstand gegen Hitler unterstützte. Nach seiner Ausbildung an der Polizeischule in Hanau wurde er in die Frankfurter Kriminalpolizei übernommen. Im Januar 1933 wurde er zur Gestapo „abgestellt“, ohne sich zu widersetzen. Mit anderen entlassenen Kollegen bildete Christian Fries eine kleine Widerstandsstruktur. Fengler fungierte als Verbindungsglied zu Unterstützern im Rhein-Main-Gebiet, die im Falle eines Umsturzes den Sozialdemokraten Wilhelm Leuschner helfen wollten. Er stellte sich als Informant zur Verfügung und lieferte Materialien von der Gestapo an Fries. Durch seine Warnungen vor Razzien und Deportationen rettete er mehrere Juden vor der Verschickung in ein KZ. Trotz seiner Tätigkeit bei der Frankfurter Gestapo blieb Fengler ein ruhiger und korrekter Beamter, der den Nationalsozialismus ablehnte. Hinter seinem Schreibtisch musste er Entscheidungen treffen, die ihm als Beamten nicht schaden, aber Einzelnen helfen konnten. Diese Gratwanderung zwischen Anpassung und Widerstand war heikel und gefährlich. Im März 1945 wurde er von den Alliierten verhaftet und starb 1947 in einem britischen Interniertenlager. Über Fengler wurde bisher nichts veröffentlicht.
Erinnerung braucht Zukunft
- 265pages
- 10 heures de lecture
Die Adresse Friedberger Anlage 5-6 symbolisiert die Vielfalt jüdischen Lebens in Frankfurt am Main und dessen Zerstörung. Hier ereigneten sich Brandstiftungen und die Vernichtung der Synagoge, während die Frankfurter Bevölkerung zusah. In den Jahren 1942/43 wurde an diesem Ort ein Schutzbunker als Zufluchtsort während des Bombenkriegs errichtet. Der vorliegende Band versammelt Texte aus zwei Veranstaltungen zur Erinnerungskultur sowie zahlreiche Interviews mit jüdischen und nicht-jüdischen Zeitzeugen über das Leben im Frankfurter Ostend. Die Veranstaltung 2007 war dem Gedenken an die ehemalige Israelitische Religionsgesellschaft und ihre 1907 errichtete Synagoge gewidmet. Das Symposium 2008 hingegen thematisierte die zukünftige Gestaltung und Nutzung des Ortes. Behandelt werden die Frankfurter Gedenk- und Erinnerungspolitik, die Geschichte der Israelitischen Religionsgesellschaft sowie Konzepte für den Bunker an der ehemaligen Synagoge. Ergänzt durch Fotos und Zeichnungen, wird die Widersprüchlichkeit deutsch-jüdischer und Frankfurter Geschichte sichtbar. Die Initiative 9. November e. V., die sich seit 1988 ehrenamtlich mit der Erinnerung an die Geschichte des Ortes beschäftigt, erhielt 2004 den Hauptpreis des 'Bündnis für Demokratie und Toleranz' für ihr Engagement.
Mit falschem Pass und Zyankali
- 189pages
- 7 heures de lecture
Nach den Deportationen 1942 tauchten in Deutschland schätzungsweise 12.000 Juden unter, von denen etwa 5.000 überlebten. Die Geschichten dieser Rettungen sind oft unbekannt oder fragmentarisch. Die Autorin erzählt erstmals die Rettungsgeschichten von 70 Juden, „Halbjuden“, Juden in „Mischehen“ und sogenannten „Geltungsjuden“ in und um Frankfurt am Main. Im Schatten von Auschwitz war das Überleben ein gefährliches Versteckspiel. Die Autorin hat 200 Fälle recherchiert und 70 ausgewählt, um sie in ihren historischen Kontext zu stellen. Die Erzählungen umfassen die Retter und Geretteten, ihre Verstecke und Fluchtwege in die Schweiz, die Niederlande und nach Frankreich. Oft war es eine „Pfarrhauskette“, die den Verfolgten half, unter ständiger Angst vor Kontrollen zu fliehen. Zu den Methoden gehörten Umzüge, falsch ausgefüllte Fragebögen und gefälschte Ausweise. An jeder Fluchtaktion waren viele Menschen beteiligt, vom Handwerker bis zum Zellenwart, der warnte. Das Buch endet mit den Geschichten der Retter nach 1945, die über ihre Taten schwiegen und nicht als Helden gefeiert werden wollten. Ihr Engagement war uneigennützig und fand unter ständiger Lebensgefahr statt. Die Autorin vermeidet Heldenattitüden und zeigt, dass es auch in der dunkelsten Zeit menschliches Mitgefühl gab.
Nanny Beckers Karriere als Sängerin ist zu Ende, bevor sie beginnen kann: Mit dem Vertrag als Operettensoubrette geht ihr auch der 'Arier-Nachweis' zu. Erst jetzt dämmert den Beckers, dass sie keine 'normale evangelische' Familie sind. Die Mutter ist Christin, der Vater jüdischer Abstammung, wenn auch vor Jahr-zehnten konvertiert – da nutzt es der begabten Frankfurterin nach 1933 nichts, dass sie im Kirchenchor singt und in den Fechenheimer Vereinen immer mit dabei war. Die elterliche Gärtnerei wird massiv boykottiert, und Nanny entschließt sich 1939 zur Emigration in die Schweiz. Während die Mutter ihr in schlaflosen Bombennächten Briefe schreibt, spielt Nanny auf Schweizer Bühnen die 'Unschuld vom Lande'. Als sie 1956 nach Deutschland zurückkehrt, will niemand etwas gegen sie und ihre Familie gehabt haben … Petra Bonavita hat die Lebensgeschichte der inzwischen neunzigjährigen Nanny Becker-Butts aufgezeichnet und transkribiert. Das Buch ist das biografische Zeugnis einer Überlebenden des Holocaust und ein Stück Frankfurter Stadtgeschichte. Petra Bonavita, Soziologin und freie Autorin, spricht seit Jahren mit Zeitzeugen des Holocaust und entdeckt in Archiven dazu längst vergessene Dokumente.
Von einhundert Jahren Geschichte und vielen Ländern handelt dieses Buch. Was die ehemaligen Schüler des Kaiser-Friedrichs-Gymnasiums in Frankfurt am Main erlebten, ist die Geschichte der Juden in Deutschland bis 1933, ihre anschließende Verfolgung und Ermordung oder ihr Exil. Die Geschichte dieser Schüler veranschaulicht im Kleinen die große Katastrophe, deren Opfer die europäischen Juden im 20. Jahrhundert wurden. Heutige Schüler können aus diesem Buch lernen, daß menschliches Zusammenleben nur möglich ist, wenn kulturelle und religiöse Unterschiede bewußt aufgearbeitet werden.