Arbeit an einem Wunder

Mahlon Johnson, ein junger amerikanischer Aids-Forscher und Arzt, infiziert sich während einer Routine-Autopsie mit dem HI-Virus. Das Buch beginnt wie ein spannungsgeladener Krimi und entwickelt sich über 300 Seiten zu einem klassischen Arztroman. Johnson, der isoliert und der Wissenschaft gewidmet ist, entdeckt durch Kontakte zu HIV-positiven Frauen neue Werte, insbesondere als er Vickie trifft, die ihr Leben als alleinerziehende Mutter mit HIV in einem Buch beschreibt. Detailliert wird die Behandlung mit Interleukin 2 beschrieben, einem Mittel aus der Krebstherapie, das Johnsons Viruslast senkt. Das Buch bietet Medizin-Interessierten wertvolle Einblicke und erklärt in einem Anhang relevante Fachbegriffe. Joseph Olshan, der Autor, gewährt interessante Einblicke in amerikanische Forschungslabors und Krankenhäuser, deren Umgangsformen in Europa oft unbekannt sind. Trotz des Detailreichtums bleiben Johnsons und Vickies Schicksale jedoch distanziert und unwirklich. Johnsons Zugang zu medizinischen Leistungen und seine platonische Liebe zu Vickie heben sie auf ein Podest, das sie für den Leser weitgehend fremd erscheinen lässt.