The metaphysical vision
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Der Titel des Buches ist ein Zitat von Nietzsche. Er erklärt die Kunst zur »höchsten Aufgabe und eigentlich metaphysischen Tätigkeit dieses Lebens«. In seiner umfassenden Schrift zur ästhetischen Theorie, einem Essay über Proust, spricht auch Samuel Beckett der Kunst einen metaphysischen Vorrang zu. Allein die Kunst sei fähig, die Oberfläche der Erscheinungen abzutragen und »das Geheimnis, das Wesen, die Idee, die in der Materie gefangen sind«, freizulegen. Diese frühe Schrift Becketts ist ein selbstständiger kunstphilosophischer Entwurf, der Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit als ein Stück metaphysischer Forschung deutet, die mit künstlerischen Mitteln betrieben wird. Wo Beckett in diesem Entwurf sich philosophisch verhält, nimmt er seine wichtigsten begrifflichen Werkzeuge aus Schopenhausers System. Die eigentlich metaphysische Tätigkeit gibt eine Rekonstruktion von Schopenhauers Ästhetik unter den Gesichtspunkten, die für ihr Weiterleben bei ›modernen‹ Autoren, vor allem bei Beckett, entscheidend waren. Im zweiten Teil geht Ulrich Pothast der Vermutung nach, daß Beckett in seiner eigenen Kunstproduktion sein frühes metaphysisches Konzept von Kunst nicht nur beibehalten, sondern auch resolut fortgeschrieben hat.
Die Erzählung beleuchtet die prägenden Erfahrungen eines Protagonisten, der in der turbulenten Zeit nach dem Krieg aufwächst. Die Herausforderungen der Nachkriegszeit, die Währungsreform und die gesellschaftlichen Umbrüche der Fünfziger und Sechziger Jahre bilden den Hintergrund seiner Kindheit und Jugend. Zudem wird die Studentenbewegung thematisiert, die einen entscheidenden Einfluss auf die politischen und sozialen Strömungen jener Zeit hatte. Der Übergang zur Professur stellt einen heiklen Wendepunkt in seiner Karriere dar, der von persönlichen und beruflichen Konflikten geprägt ist.
Ulrich Pothasts Gedichte thematisieren Reisen und Wanderungen, die das Leben reflektieren. Sie beschreiben Heimkehr in fremde Verhältnisse und das Streben nach dem gelobten Land. Motive wie Kälte und Untergang wechseln sich mit Zuversicht ab und bieten Einblicke aus der Nähe und Ferne.
Personeigene Freiheit in der Welt der Naturgesetze
Wie können wir Freiheit der Person ohne metaphysische Annahmen begründen? Der Essay von Ulrich Pothast bietet einen spannenden und plausiblen Weg, der durch Beispiele aus der Literatur von Jane Austen, Lew Tolstoi, Fjodor M. Dostojewskij, Henrik Ibsen, George Bernard Shaw, Samuel Beckett und Jean Paul Sartre veranschaulicht wird. Pothast erprobt seine Argumentation an den wichtigsten philosophischen Ansätzen, von Platon und Aristoteles bis hin zu Spinoza, Nietzsche und Harry G. Frankfurt. Dabei bleibt das Ziel des Essays stets präsent, und die Diskussionen erhellen Pothasts Thesen ohne überflüssigen akademischen Ballast. Der Schluss des Essays enthält grundlegende Überlegungen mit interessanten Konsequenzen für die strafrechtliche Behandlung persönlicher Schuld. Der Autor betont, dass eine Lösung des Freiheitsproblems eine umfassende Integration der lebensweltlichen und wissenschaftlichen Vorstellungen vom Menschen erfordert. Auch wenn nicht alle Widersprüche zwischen diesen Vorstellungen aufgelöst werden können, stellt der Essay einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Pothasts Vorschlag unterscheidet sich von den gängigen kompatibilistischen Ansätzen der letzten Jahrzehnte und macht das Werk lesenswert. Sein Konzept der 'personeigenen Freiheit' wird in einem angenehm lesbaren, essayhaften Stil an literarischen und philosophischen Beispielen erprobt.
Eine Debatte, die nicht sterben will - und auch nicht sterben kann
„Freiheit“ und „Verantwortung“ sind zentrale Begriffe einer umstrittenen Auffassung vom Menschen, die besonders von den Neurowissenschaften kritisiert wird. Die Diskussion über diese Themen ist jedoch nicht neu und reicht bis zu den Griechen zurück. Kernfragen sind: Sind wir frei, und wenn ja, in welchem Sinn? Sind wir verantwortlich, und wenn ja, in welchem Sinn? Das Buch bietet eine Analyse der Situation, in der wir bei der Wahl unserer Handlungen unvermeidlich sind, und leitet ein Minimalverständnis von Freiheit ab, das auch in einem deterministischen Verständnis Bestand hat. Diesem Verständnis kann ein ebenso unbestreitbares Minimum an Verantwortlichkeit zugeordnet werden. Die seit der Antike immer wieder neu entfachte Kontroverse wird jedoch voraussichtlich keinen einvernehmlichen Schluss finden, da grundlegende menschliche Haltungen zur Selbstdeutung und zum Zusammenleben im Spiel sind, die sich über lange Zeiträume entwickelt haben. Dieses komplexe Dispositionsgefüge weist gegenläufige Tendenzen auf, die die Debatte auch in der Zukunft immer wieder neu eröffnen werden. Die späte Veröffentlichung des Buches könnte auf die unaufgeregte Darstellung zurückzuführen sein, die Raum für die anhaltende Diskussion lässt.
Das Konzept lebendiger Vernünftigkeit - als Vernünftigkeit menschlicher Personen unter wesentlicher Beteiligung ihres spürend-körperlichen Lebens - wird in seiner Tragweite vorläufig sichtbar, wenn man sich an einige bekannte Fragen erinnert. Sie hängen damit zusammen, daß typische Rationalität (als Verfahren zum Finden optimaler Lösungen in menschlichem Erkennen wie Handeln) immer auf vorgängige Stellungnahmen der Personen angewiesen ist, die sich ihrer bedienen. Einige wenige dieser Fragen sind: Woher eigentlich nehmen wir die letzten und zentralen Ziele unserer Anstrengungen im Erkennen wie Handeln? In welchem Verhältnis stehen diese Ziele zueinander? Haben wir eine klare, von einem Kernbereich der eigenen Person her gestützte und angemessen artikulierte Vorstellung von ihnen? Oder verfolgen wir sie bloß irgendwie, uns durchwurstelnd bei unerkannten Spannungen und Widersprüchen, die zwischen unseren letzten Stellungnahmen oft bestehen? Wie überhaupt können wir uns die komplexe Gesamtheit der letzten Stellungnahmen zur Klarheit bringen, von denen her unser ›rationales‹ Verhalten seine entscheidenden Vorgaben bezieht? Welche Instanz ist es schließlich, durch die wir in einer gegebenen Situation entscheiden, ob wir das typisch rationale Optimum um jeden Preis anstreben oder uns mit etwas zufriedengeben, das unseren Lebensbedingungen und Orientierung gebenden Voten besser entspricht?
Schrift unter der aus der Entfernung leitenden Frage, was es heißt, auf menschliche Weise lebendig zu sein
Der weitere Kontext, in den sich dieses Buch stellt, läßt sich mit der übergeordneten Frage bezeichnen: was heißt, auf menschliche Weise lebendig sein? Diese Frage wird als die übergeordnete Frage von Philosophie überhaupt aufgefasst. Die Überlegungen des Buches richten sich an ihr aus, ohne sie mit der Realität ihres Ganges durch eine geradewegs offerierte Antwort erreichen zu wollen. Weil die genannte Frage nicht direkt angegangen wird, weil sich das Buch auf sie hin zu organisieren versucht, heißt sie auch: Die aus der Entfernung leitende Frage.
Dieser Band soll einen Überblick über Teile der Arbeit geben, die Philosophen dieses Jahrhunderts und besonders zeitgenössische Philosophen zu der sehr alten Kontroverse über Freiheit oder Determination des Handelns von Personen beigetragen haben. Er enthält Aufsätze und Buchauszüge, die für neuere philosophische Strategien zur Lösung dieses Problems charakteristisch sind. Alle diese Strategien haben Vorläufer in der Geschichte der Philosophie, aber alle gehen in typischer Weise über ihre Vorläufer hinaus. Die Beiträge des Bandes sind in sechs Teile gegliedert, die sechs Positionen der Debatte repräsentieren.
Es gibt mehrere verschiedene Gebrauchsweisen der Wörter »frei« und »Freiheit« in der Anwendung auf menschliches Handeln. Ihnen entsprechen verschiedene Strategien beim Versuch, »Freiheit« zu beweisen oder mindestens argumentativ zu verteidigen. Dieses Buch ist das Unternehmen, eine kritische Übersicht über neuere Versuche solcher Art zu gewinnen. Es geht dabei um Versuche, die die philosophische Geschichte des 20. Jahrhunderts mitbestimmt haben und von denen einige die gegenwärtigen Diskussionen über dieses Thema beherrschen. Der Autor entwirft eine Typologie neuerer Beweis- bzw. Verteidigungsversuche für »Freiheit« und diskutiert jede dieser Argumentationstypen anhand ausgewählter philosophischer Arbeiten. Er stellt an die Theorien, über die er eine Orientierung vermitteln will, zwei Hauptfragen: 1. Ist es gelungen, Freiheit in dem Sinn, der von der Theorie in Anspruch genommen wird, aufzuweisen? 2. Ist die Freiheit, die man aufgewiesen zu haben glaubt, eine Freiheit, die es erlaubt, Personen für ihre Handlung »verantwortlich« zu nennen und die positiven wie negativen sozialen Reaktionen zu rechtfertigen, die faktisch verhängt werden? Jeder Teil des Buches, in dem ein argumentatives Verfahren zur Verteidigung von »Freiheit« vorgestellt wird, enthält eine kurze historische Einleitung über das Entstehen dieses Argument-Typs in der Geschichte der Philosophie. Den Anhang des Buches bildet die umfangreichste wissenschaftliche Bibliographie, die bisher zu diesem Thema angefertigt wurde.